Kanada Tag 14 // Urzeitliche Landschaft im Flusstal bei Drumheller & eine kleine Fahrt mit der Fähre

 In Tagebuch

20.09.2017  – Beim Wetter ist aktuell der Wurm drin. Obwohl wir jetzt 500 Meter tiefer sind, hatten wir wieder Nachtfrost. Aktuell hängt einfach eine Schlechtwetter- und Kaltfront über Westkanada herum. Es hat gut zehn Grad weniger als sonst um diese Jahreszeit hier üblich. Nun ja. Hilft nichts, da müssen wir durch, am Wochenende soll es langsam besser werden. Wir werden etwas umplanen und den Waterton Nationalpark auslassen, der auch wieder hoch liegt und wo es jetzt wahrscheinlich schneit.

Als erstes schauten wir uns heute auf dem „Pope Lease Pines Campground“ kurz vor Drumheller um, auf dem wir gestern spät abends gelandet waren. Der junge Besitzer (geschätzt Anfang 30) hatte uns ja nur in Hosen geöffnet, vor der Haustür lagen Wäscheberge, Müll und mehr oder weniger kaputtes Zeug. In Minnie Winnie ist uns nachts ja egal, wo wir stehen, aber der Campingplatz machte insgesamt schon einen ziemlich verwahrlosten Eindruck.

Er war mit viel Liebe zum Detail (schöne Hecken und Bäume, alte Schubkarren und anderes Gerät, Holzhütten mit bunten Türen, lustige Wettertafel usw.) angelegt worden. Aber die Mülleimer waren nicht geleert, die Duschen nicht sehr sauber (benutzten wir nicht), es lagen alte Matten herum, abgebrochene Haken etc. Die Cabins waren anscheinend schon lange nicht mehr benutzbar, durch die (teils offenen, glaslosen) Fenster sah man weiteren Müll. Vielleicht geerbt/gekauft und dann heruntergewirtschaftet? Der Campingplatz hat ganz eindeutig schon bessere Tage gesehen und so verschwanden wir recht schnell von dort.

In der Tourist Information in Drumheller holten wir uns erstmal Karten und Infos, denn für unser Navi ist das hier ein schwarzes Loch und unsere einzige gute Karte ist von British Columbia und reicht nur bis an den Rand Albertas. Vor dem Visitor Center steht der größte Dinosaurier der Welt – nicht echt, versteht sich. Wir gingen nicht auf die Aussichtsplattform in seinem Kopf, sondern fuhren nach Rosedale, wo es eine lange Hängebrücke über den Red Deer River gibt.

Das ganze Flusstal ist geprägt von den geschichteten Canyons, durch Wind und Wasser erodierte Tonerde (Benzonite Clay), dazwischen auch Kohleschichten. Früher gab es hier also Kohleminen, die jetzt zu sind, dafür findet man wohl Öl. Trotzdem macht die Gegend insgesamt einen ärmlichen, etwas heruntergekommenen Eindruck. Außer Dinosaurierskeletten, endlosen Weizenfeldern und ein paar Touristen (wobei die meisten nicht aus den Rocky Mountains bis hierher kommen) gibt es nicht so viel hier.

Von Rosedale zweigt die über 11 Brücken führende Straße nach Wayne ab: fast schon eine Geisterstadt, deren Einwohnerzahl von 2.500 auf 28 gesunken ist. Der „Last Chance Saloon“ mit angeschlossenem Hotel, Ramschladen und Campingplatz macht einen ähnlichen Eindruck wie das Grundstück von heute Morgen… Aber die Landschaft ist wirklich grandios!

Besonders schön ist es etwa bei den Hoodoos am Highway 10 Richtung East Coulee, hier hat das Wetter ein paar pilzförmige Steintürme stehen lassen. Aber auch abgesehen davon sind diese glattgespülten und tiefgefurchten Hügel, durch die wir noch ein wenig gewandert sind, großartig. Eine tolle Aussicht von der höher liegenden Ebene auf das Flusstal und die Hügellandschaft hat man beim Horsethief Canyon und vom Orkney Viewpoint aus, beide nordwestlich von Drumheller.

Putzig ist die nur mannshohe „Little Church“, die wie eine Puppenstube wirkt, sozusagen als Kontrapunkt zum großen Dinosaurier. Das berühmte Royal Tyrrell Museum mit Dinosaurierfunden aus der Gegend haben wir ausgelassen.

Stattdessen haben wir noch mit der Fähre (die an Drähten über den Fluss gezogene Bleriot Ferry) über den Red Deer River übergesetzt. Der schrecklich nette Fährmann quatschte mit uns über den extrem heißen Sommer (40 Grad) und dass es aktuell wirklich zu kalt für September sei. Das Wetter heute war sehr gemischt, zwischen Sonne und feinem Regen, vor allem war es aber kalt und sehr windig. Auf dem hübsch am Fluss gelegenen Bleriot Ferry Campground werden wir nun auch die Nacht verbringen – wieder als einzige.

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