Kanada Tag 24 // Ein Bärenspray-Angriff, Wasserfälle und Emerald Lake im Yoho-Nationalpark
30.09.2017 – YOHO! In der Sprache der Cree-Indianer heißt das so viel wie WOW. Und YOHO finden wir tatsächlich, dass wir den heutigen Angriff auf uns überlebt haben. Nein, kein Bär. Aber Bärenspray! Nichtsahnend standen wir an der Wanderkarte bei den Takakkaw Falls im Yoho-Nationalpark, als wir plötzlich beide husten mussten, unsere Augen tränten und Nasenlöcher brannten. Wir und eine andere Frau rannten ein Stück weg, bis sich das Schlimmste gelegt hatte.
Erst auf Nachfrage sagte die Französin, dass sie aus Versehen das Bärenspray in ihrem Rucksack betätigt habe. Selten dämlich! Erstens hat das Spray eigentlich eine extra Sicherungskappe, die sie offensichtlich schon entfernt hatte. Zweitens sollte man das Spray nicht IM Rucksack herumtragen. Und dann drittens natürlich nicht so blöd herumhantieren, dass es sprüht.
Jetzt wissen wir wenigstens, dass so ein Bärenspray funktioniert, auch auf Distanz, dass es echt unangenehm ist, aber auch wieder vergeht. Die Nasenlöcher haben am längsten gebrannt, aber nach einer Stunde war eigentlich alles wieder gut, keine bleibenden Schäden. Trotzdem hat uns das natürlich etwas aus dem Konzept gebracht, wir wollten gerade zum ersten Spaziergang an die Wasserfälle aufbrechen.
Das erste Abenteuer des Tages hatten wir eigentlich gerade schon bestanden, denn die Takakkaw Falls liegen oberhalb des Kicking Horse Campgrounds (wirklich laut in der Nacht durch den Zug!) und sind nur über eine sehr steile Straße zu erreichen. Größere Vehikel dürfen gar nicht hochfahren, ab unserer Größe (7 Meter) wird empfohlen, die engste Serpentine folgendermaßen zu meistern: vorwärts weit rechts in die Kurve, die nächste Strecke dann rückwärts nach links, dann wieder vorwärts nach rechts.
Ähm, ja, haben wir nicht befolgt. Mit zwei Mal rangieren kamen wir auch so um die enge Stelle. Aber größere Fahrzeuge haben hier definitiv ein Problem und für uns und Minnie war es schon auch aufregend. Nach der Bärenspray-Attacke gingen wir dann nochmal in Minnie Winnie, schneuzten uns, wuschen uns die Hände, wunderten und ärgerten uns. Dann begann es leicht zu regnen. Also nochmal umziehen. Erst dann spazierten wir an die Wasserfälle.
Takakkaw heißt auf Cree so viel wie „Das ist großartig“. Die 302 m (!) hohen Fälle sind auch recht beeindruckend, im Frühling mit mehr Wasser sicherlich noch mehr. Yoho! Trotzdem stapften wir nur noch ein kleines Stück ins Yoho-Valley und drehten dann wegen matschigem Weg, mäßigem Wetter und Zeitplanung wieder um. Den ganzen Tag über wechselte sich leichter Regen mit Wolken und etwas Sonne ab. Sehr kalt war es nicht, insgesamt sogar besser als vorhergesagt.
Bei den Spiral Tunnel Lookouts hatten wir etwas Pech, denn kein Zug fuhr, als wir Ausschau hielten. Die waren wohl alle schon in der Nacht gefahren! Tatsächlich stand ein Zug ewig im Tal auf der eingleisigen Strecke, eventuell gab es also wirklich eine Panne. Passiert ja nicht nur der Deutschen Bahn.
Weiter ging es an die Natural Bridge, wo Felsen fast den Fluss überbrücken. Leider war hier vor lauter Asiaten kaum ein vernünftiges Foto möglich. Da sie nicht die Sehenswürdigkeiten, sondern andauernd sich selbst fotografieren müssen, platzieren sie sich jeweils so, dass keinem anderen mehr ein Foto ohne Chinesen drauf gelingen kann. Trotz Absperrung mussten sie auch auf den Brückenfelsen herumklettern. *augenverdreh*
Beim zweiten Höhepunkt des Yoho-Parks, dem Emerald-Lake, blieben die Busladungen Asiaten freundlicherweise wieder am Anfang des Sees stehen. Wir wanderten also in Ruhe die 5,2 km um den wunderschönen See herum. Der Emerald Lake ist wirklich smaragdfarben und sehr beeindruckend. Während andere Gletscherseen ihr Farbspiel erst entfalten, wenn man sie von oben betrachtet, funkelt der Emerald Lake auch schon tief blaugrün, wenn man auf einer Ebene mit ihm ist. Einer der tollsten Seen (und es waren ja nicht wenige!), die wir bisher besucht haben.
Wir fuhren weiter über das etwas unsympathische Golden, wo wir ein paar Kleinigkeiten einkauften. Übernachtet haben wir dann im winzigen Donald auf einem kommerziellen Campground, wo wir mal wieder Wäsche waschen konnten und Internet hatten.
Hallo Kaya,
als ich deinen Beitrag gelesen habe, musste ich ein wenig Schmunzeln.
Ja in der Tat sollte man ein Bärenspray dabei haben, wenn die Tour durch ein Bärengebiet führt. Und ja, das versehentliche Aktivieren sollte durch die Sicherung des Auslösers vermieden werden. So what – im Rucksack, wo gerne alles hin und her rutscht, sollte das Bärenspray natürlich nicht untergebracht werden. In Notsituationen ist “Griffbereit” eine wichtige Aussage. Es gibt doch hier passende Gurthalter…
Ich wünsche dir weiterhin tolle Reisen.
Gruss