Kanada Tag 33 // Tausende Lachse, viele Schwarzbären und nächtliche Irrfahrten
09.10.2017 – Lachs zum Frühstück! Also nicht für uns und nicht auf dem Teller. Aber wir haben Lachse gesehen und die Bären haben welche gegessen. Ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis nach dem anderen hatten wir heute auf Vancouver Island. Nur gleich in der Früh hatten wir kein Glück: anders als am Abend zuvor waren keine Schwarzbären direkt am gegenüberliegenden Flussufer am Stamp River Campground.
Also zogen wir direkt nach dem Frühstück los, um uns „kurz“ (dachten wir) die Stamp River Falls und die dortige Fischleiter anzusehen. Schon das war richtig toll, weil wir beobachten konnten, wie die Fische sich über zahlreiche Schleusen und Stufen stromaufwärts neben dem Wasserfall hocharbeiten. Eine Menge riesiger Chinook Lachse, jeder mindestens 50-70 Zentimeter lang.
Manche Lachse sehen schon etwas mitgenommen aus und fallen beinahe auseinander, stellenweise fehlt ihnen die Schuppenschicht, oft am ganzen Kopf. Und dennoch wandern sie weiter. Unterhalb der Schleuse sind große, weniger tiefe Wasserbecken im Fluss, in denen die Lachse sich vor dem Anstieg ausruhen und hier sieht man von oben, wie unglaublich viele es sind, man kann sich das kaum vorstellen, der ganze Fluss ist quasi voller Lachs!
Von einem weiteren Lookout oberhalb (wir wollten fast schon vorher umdrehen) kann man noch weiter ins Flusstal blicken und was sehen wir da: zwei Bären beim Fischfang! Einer ist dauernd auf Steinen balanciert und durchs Flussbett gewatet, der andere stand am anderen Flussufer herum. Glück hatten die beiden Bären eher nicht, dafür wurden sie nass und haben sich furchtbar drollig geschüttelt.
Hier am Aussichtspunkt trafen wir eine Art verschollenen Bruder von Helmut (Gruß!), nur eben Bären- statt Orchideen-Fan. Er zeigte uns die Bären, war selbst völlig begeistert, wollte in den nächsten Wochen jeden Tag bei Morgengrauen am Flussufer Bären beobachten… Zuletzt war er vor ca. 17 Jahren hier gewesen, offenbar eine Phase, in der die Bären stärker bejagt wurden als aktuell. Für ihn war der Fund von toten Bären im Wald traumatisch (deshalb war er so lang nicht hier) und nun ist er total glücklich, dass die Bären zurück und wieder weniger scheu bzw. aggressiv sind. Extrem netter Kerl!
Wir gingen dann auf seinen Tipp hin das kurze Stück ins Flusstal hinab, um die Bären nochmal aus der Nähe zu sehen, da waren sie aber gerade beide fast verschwunden, der eine ins Gebüsch, der andere weiter stromabwärts. Also Rückzug, eigentlich wollten wir heute ja zügig weiterfahren. Zurück an der Fischleiter wurden wir dann von einem selbst aufgeregt und staunend beobachtenden Paar auf einen weiteren Bären hingewiesen.
Direkt am Wasserfall stand ein Schwarzbär an den Klippen und versuchte, sich springende Lachse zu angeln! Manchmal hatten wir fast Angst, dass er die nassen Felsen hinunterstürzen würde, wir litten mit ihm. Geduld brauchten er und wir auch. Aber schließlich erwischte er einen Lachs mit der Tatze und zog mit dem riesigen Fisch im Maul ins Gebüsch ab.
Mit dem schrecklich netten, sympathischen und interessanten Paar aus der Schweiz kamen wir dann noch weiter ins Gespräch (viele herzliche Grüße an Cecile und Tobias!). Es war total spannend, Reiseerfahrungen und sonstiges auszutauschen und ich hoffe, dass wir irgendwie in Kontakt bleiben. Gemeinsam sahen wir dann auf dem Rückweg zum Campingplatz zum krönenden Abschluss noch eine Bärenmutter und ihren Nachwuchs auf der anderen Flussseite. Zum Knutschen!
Unsere Zeitplanung war zwar völlig dahin, aber trotzdem fuhren wir selig und begeistert weiter an die Westküste von Vancouver Island. Unser Ziel war Ucluelet, ein Ort, dessen Namen Marc in zahllosen Varianten falsch ausspricht. Neben Bären interessieren uns auch die Bäume und davon stehen ein paar alte und große am Ancient Cedars Loop kurz vor Ucluelet.
Der Regenwald hier ist wirklich wieder besonders beeindruckend, voller Farne, Moose, Flechten, dicker, gekrümmter und toter Bäume und dann die Klippen und der Blick aufs Meer. Die Wege zu den Rocky Bluffs und die Artist Loops in die andere Richtung an der Küste entlang sind wahnsinnig schön und liebevoll angelegt, es gibt unzählige Lookouts mit Bänken.
Die Trails (insgesamt sind wir etwa 9 km weit Wege hin und her gelaufen) gehören zum Wild Pacific Trail und wild ist der Pazifik hier in der Tat. Wind und Wellen sind hier zu Hause. Marc meinte, einen Wal erspäht zu haben, zu 100% sicher sind wir uns aber doch nicht, ob es nicht ein Felsen war, an dem die Wellen schäumten. Aber er schien die Position zu verändern und so „jagten“ wir ihn noch etwas mit der Kamera… Eine vergrößerte Ansicht wird wohl die Wahrheit ans Licht bringen.
Eigentlich wollten wir noch waschen, aber irgendwie gibt es in Ucluelet nur zwei Campingplätze, wobei der eine, private echt heruntergekommen ist (drei von vier Waschmaschinen waren kaputt, die funktionierende alt und verbeult) und der örtliche Campground schon halb geschlossen hat (nur noch Selbstregistrierung und geschlossene Häuschen, darunter auch die Laundry). Es blieb uns aber nichts anderes übrig, als dort zu bleiben und das Waschen auf den nächsten Tag zu verschieben. Dafür ergatterten wir noch einen Stellplatz direkt am Hafen.