Mit der ersten Fähre nach Wellington // Neuseeland Tag 42
Der Tag heute war lang und voll. Aufgestanden sind wir Langschläfer ausnahmsweise mal um halb sechs, denn um 7:45 Uhr ging unsere Fähre von der Süd- auf die Nordinsel – und wie beim Fliegen muss man frühzeitig da sein, in unserem Fall mindestens eine Stunde vorher.
Wegen des langen Waitangi-Wochenendes hatten wir keine spätere Fähre mehr bekommen, aber nun. Nach einer kurzen Nacht wurden wir wenigstens mit bestem Wetter und ruhiger See belohnt. Vorsorglich hatten wir unsere dicksten Klamotten an bzw. dabei, denn aus Erfahrung wissen wir, dass es auf den Fährfahrten empfindlich kalt werden kann.
Und auch diesmal zogen wir alle verfügbaren Schichten an, während wir (unter einigen wenigen) auf dem Aussichtsdeck draußen saßen. Denn trotz Sonne wurde der Wind bei der Fahrt durch die Marlborough-Sounds extrem stark und kühl. Interessanterweise ließ er auf der Cook Strait, also quasi dem offeneren Meer, wieder nach, um dann kurz vor Wellington so stark zu werden, dass wir unsere Brillen festhalten mussten, damit sie nicht wegflogen.
Aus irgendwelchen Gründen nahmen wir eine längere, abweichende Route durch die wunderschönen Sounds, waren aber dennoch etwa um Viertel nach elf “drüben”. Obwohl wir die ganze Zeit Ausschau hielten, sahen wir diesmal leider keine Delphine. Schade.
Wir legten in Wellington an und schlugen uns mit dem Camper mitten durch die baustellen- und verkehrsreiche Innenstadt der neuseeländischen Hauptstadt, um wieder, schon zum zweiten Mal, gratis zu campen: Wellington erlaubt das sogenannte “Freedom Camping” nämlich auf einem großen Parkplatz mit öffentlichen Toiletten gleich beim Jachthafen Marina Bay.
Haken an der Sache: wenn man wie wir am liebsten zu Fuß geht, statt den Bus zu nehmen, dann ist man bis in die Innenstadt doch eine ganze Weile unterwegs (etwa 50 Minuten), Höhenmeter inklusive, denn man muss über den Mount Victoria. Das ist gleichzeitig aber auch ein großer Stadtpark und – man glaubt es kaum – Drehort einiger Szenen aus “Herr der Ringe”.
Das Weta-Filmstudio von Peter Jackson liegt ja in Wellington und da war es wohl naheliegend, gleich im Park vor der Nase zu drehen. So fanden wir die Stelle, an der sich die Hobbits zum ersten Mal an der Straße an einer Böschung verstecken, als die Ringgeister angeritten kommen.
Und nach einigem Suchen standen wir auch vor dem beeindruckenden Baum, auf dem Frodo sitzt und liest, als Gandalf ins Auenland kommt. Natürlich mussten wir ein bisschen “nachstellen” und fotografieren, denn beides sind wirklich gute Szenen! Verrückt, dass das in Wirklichkeit quasi mitten in der Stadt ist!
Fast 19 Kilometer sind wir an diesem Tag in die Stadt, durch die Stadt und wieder zurück gelaufen, ganz schön anstrengend. Die Uferpromenade entlang, wo weiterhin viele Kinder und Jugendliche ins Meer springen, Statuen und Schriftstellerzitate verteilt sind und jede Menge Leben herrscht. Bergauf ins höhergelegene Regierungsviertel mit den verschiedenen Regierungsgebäuden und zwei sehr unterschiedlichen, interessanten Kirchen (beide St Paul’s).
Irgendwie mögen wir Wellington: es ist keine riesige Großstadt, die Innenstadt ist übersichtlich und dennoch ist es bunt, vielfältig mit einer ausreichenden Anzahl spezieller, schräger bis verrückter Menschen. Auch die kulturellen Ambitionen der Stadt sind durchaus spürbar.
Nach den Kirchen ging es zurück in die Cuba-Street, Wellingtons Restaurant- und Cafémeile, um etwas Essbares zu finden. Tatsächlich gingen wir wieder in das sehr gute malaysische Restaurant (“Rasa”), in dem wir vor sieben Jahren auch gegessen hatten. Es war wieder lecker und günstig, inklusive etwas Nostalgie ganz wunderbar.
Einziger Minuspunkt: die Museen in Wellington, also auch das wirklich tolle “Te Papa” kosten inzwischen für Ausländer Eintritt, bis vor einiger Zeit waren sie ja komplett kostenlos. Nachdem wir schon zwei Mal drin waren, verzichteten wir diesmal also auf den Besuch, waren aber doch ein bisschen enttäuscht, dass wir nicht zumindest kurz reinschnuppern konnten.
Als wir nach dem Essen wieder über den Mount Victoria gestiefelt waren, wurde es schon dunkel und wir waren aber mal so richtig müde. Da störte uns die Lage in der Nähe des Highways (der nachts sowieso wenig befahren ist) und auch in Hörweite des Flughafens überhaupt nicht… Schnarch.