Fjorde, Gletscher und Regen
// Zwischen Milford-Sound und Franz-Josef-Gletscher
Eigentlich hätte man es sich denken können. Schließlich steckt es ja schon im Wort: Regenwald. Und so darf man sich dann auch nicht darüber beschweren, dass es regnete. Schade war es trotzdem, dass unser Besuch von Neuseelands Südwesten ziemlich naß wurde. Immerhin bei unserer Fahrt über den Milford-Sound hatten wir sonniges Bilderbuchwetter. Aber der Reihe nach…
Für viele Neuseeland-Fans zählt der äußerste Südwesten der Südinsel zu den absoluten Highlights. Dort erstreckt sich der Fiordland-Nationalpark, geprägt von den gebirgigen Regenwäldern und insgesamt 14 tiefen Einschnitten, den Fjorden, die sich von der Tasman-See bis weit ins Landesinnere ziehen. Und es ist tatsächlich eine besondere Landschaft. Wir waren die Tage zuvor ja in den Catlins, ganz im Süden Neuseelands, unterwegs gewesen und hatten allerlei Gethier aufgestöbert. Jetzt ging es also wieder ein Stück gen Norden. Der State Highway 94 führte uns über das Örtchen Monowai nach Te Anau, dem touristischen Zentrum des Fiordlands. Bei einem Zwischenstopp hatten wir uns noch im „Dean Forest“ umgesehen und dort die wirklich uralten Totara-Bäume bewundert. Die größten und ältesten davon haben mehr als 1000 Jahre auf dem Buckel bzw. auf dem Holz.
Te Anau – fast schon zu malerisch am Ufer des Lake Anau gelegen – diente uns freilich nur als Zwischenstopp für eine Nacht. Am Nachmittag waren wir ein gutes Stück auf dem Kepler-Track gewandert, einem der neuseeländischen “Great Walks”, jenen berühmten mehrtägigen Touren, die Wanderfreaks aus aller Welt anziehen. Und der Kepler-Track (bzw. das Teilstück, das wir gegangen sind) ist wirklich lohnenswert. Hätten wir mehr Zeit gehabt, dann wären wir bestimmt weiter als nur von Rainbow Reach zur Shallow Bay gegangen. Aber auch so war die Wanderung, am Ufer des Waiau River (übrigens Drehort für die Aufnahmen am Fluss „Anduin“ beim Herrn der Ringe) ein Erlebnis.
Tags darauf ging es weiter zum Milford Sound. Diesem Bilderbuch- und Postkartenfjord, der schon Ende des 19. Jahrhunderts Touristen aus Europa und Übersee nach Neuseeland lockte.
15 Kilometer ist der Milford Sound lang; eingerahmt von einer tollen Gebirgskulisse. Und wir hatten Glück. Sonnenschein, blauer Himmel und einige hingetupfte Wölkchen – mehr kann man sich nicht wünschen. Schließlich gehören Regenwolken genauso zum Milford Sound wie die unvermeidlichen und ziemlich lästigen Sandflies. An diesem Tag aber eben kein Regen. Noch nicht. Und unsere Schiffahrt auf dem Sound, entlang an den Wasserfällen, die die senkrecht nach unten abbrechenden Bergwände herunterstürzen, war auch wirklich schön. Ob der Milford Sound jedoch das absolute Highlight jeder Neuseelandreise ist, dessen sind wir uns nicht so sicher. Er ist schon sehenswert, aber das sind andere Orte dieser beiden Inseln eben auch.
Aber das Fjordland hat ja eben auch mehr zu bieten, als nur den Milford Sound. Jede Menge Wanderwege nämlich. Wir parkten unseren Campingbus direkt am wunderschönen Lake Gunn, um am nächsten Morgen gleich zu Wandertouren aufzubrechen. Doch nach dem sonnigen Tag auf dem Milford Sound sorgte der Blick aus dem Fenster frühmorgens für Ernüchterung. Es war grau und wolkenverhangen. Gewandert wurde trotzdem. Ein Stück auf dem Routeburn-Track bis zum Key Summit, ausserdem durch verzauberte Regenwälder etwa am Lake Gunn oder zu den Lake Marian Falls. Wäre es schöner Wetter gewesen, wären wir noch geblieben. Aber unter diesen Umständen entschieden wir uns zur Weiterfahrt. Weiter nach Norden. Richtung Westküste, zu den großen Gletschern.
Queenstown und Wanaka, berühmt-berüchtigt unter all den Adrenalin-Junkies dieser Welt, ließen wir mehr oder minder links liegen. Die Orte sind gar nicht so ohne, man kann Mails checken, Geld abheben und sich eine Brotzeit kaufen. Danach geht’s weiter.
Auf zu den Gletschern
Auf dem Weg von Wanaka an die Westküste sahen wir uns noch die Goldgräberstadt Arrowtown und die Überbleibsel des ebenfalls aus Goldrauschzeiten übriggebliebenen Chinese Village an. Die anschließende Fahrt über den Haast-Paß wurde mehrmals unterbrochen. Für kurze Wanderungen zu Wasserfällen, die auf der Strecke liegen. Nachtlager dann am Lake Paringa. Wir im Nieselregen im Bus. Draußen an der Scheibe tausende Fliegen.
Am folgenden Tag immer noch Nieselregen. Manchmal unterbrochen. Von Regen, der kein Nieselregen mehr war. Immerhin wurde das Auto so sauber. Die Laune drinnen aber nicht unbedingt besser. Aber wir waren jetzt da. Am Fuße der großen Gletscher, die sich auf der Westflanke der neuseeländischen Alpen bis fast ins Meer erstrecken. Fast zwölf Kilometer lang ist der Franz-Josef-Gletscher, vor 150 Jahren nach Kaiser Franz Josef I. von Österreich benannt. Wenige Kilometer südlich zieht sich der Fox-Gletscher nach unten. Bis runter in den kleinen Streifen Regenwald, der zwischen den steilaufragenden Dreitausendern rund um Mount Cook und den Tasmansee noch Platz hat.
Unser Plan: an 2-3 Tagen Wanderungen rund um die beiden Gletscher. Was daraus wurde? Wir wurden vor allen Dingen eines. Nämlich naß. Es war zwar nicht so, dass es ununterbrochen geregnet hätte. Aber zumindest bei unseren kurzen Wanderungen an den „Fuß“ der Gletscher bzw. das sog. Gletschertor regnete es teilweise ziemlich heftig. Größere Touren haben wir bei den widrigen Bedingungen erst gar nicht gewagt. Stattdessen haben wir noch eine Wanderung durch den Regenwald eingeschoben. Regen und Regenwald, das passt immerhin zusammen. Und man darf sich – wie eingangs erwähnt – wohl nicht beschweren. Ohne Regen, ohne die teilweise mehr als 6.000mm Niederschlag pro Jahr (das ist fast das Zehnfache des Jahresniederschlags von München!) keine Farne, keine Moose, keine verwunschene Regenwaldidylle. Ohne Regen kein Regenwald. Ganz einfach.
Und zum Glück gibt es im Ort „Franz Josef“ auch ein kleines, sehr, sehr nettes Thermalbad. Hier wurden wir zwar auch naß, aber es war immerhin warm.
[…] Leidenschaften aufs Trefflichste verbunden: Essen und das Meer. An der Westküste, nördlich der verregneten Fjordlands und Gletscherregion, liegen die „Pancake-Rocks“ an der Tasman-Sea. Benannt sind die ins Meer ragenden […]
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Sind in Neuseeland alle wild lebenden Vögel beringt? #Kea
Naja, alle natürlich nicht, aber gerade bei den Vögeln scheint die Rate der beringten/markierten Tiere recht hoch zu sein. Für verschiedene Arten (natürlich Kiwis, aber auch Kakapos, Keas, Takahes etc.) gibt es ja intensive Schutzprogramme und da wird fast jeder Vogel beobachtet.
Hier in Australien, wo wir ja inzwischen sind, scheint es teilweise ähnlich. Vor ein paar Tagen sind uns Wombats über den Weg gelaufenb, die in den Ohren bunte Marken trugen.