Von Wellington ins Nirgendwo // Neuseeland Tag 43
Nach dem anstrengenden Tag gestern und nachdem es beim wilden Campen keine Checkout-Zeit zu beachten gibt, legten wir heute keinen Raketenstart hin. Dann gingen wir noch im riesigen New World in Wellingtons Innenstadt (gegenüber vom Nationalmuseum), der fest in chinesischer Hand ist, einkaufen.
Wir wurschtelten uns aus der Stadt raus – übrigens fährt Marc weiterhin den Camper und das klappt bis auf kurze Phasen mit Schmerzen auch recht gut. Recht früh erreichten wir dann die Catchpool Valley Campsite, einen DOC-Campingplatz nur 45 Minuten Fahrt von Wellington, gleichzeitig aber irgendwie im Nirgendwo. Schon erstaunlich, wie schnell man von der Hauptstadt aus mitten im Urwald ist!
Wir quatschten mit dem netten Campingplatzwart, der nach dem Erdbeben in Christchurch sein Haus in 7 Jahren wieder aufgebaut, dann aber verkauft hat (5 Jahre war er zwischendrin in Australien), um dann im Wohnwagen zu leben und hier und da zu arbeiten, zum Beispiel eben auf Campingplätzen.
Marc hat uns einen Art DOC-Mitgliedskarte für die Campingplätze organisiert, sodass wir auf den meisten Plätzen umsonst stehen können, nur auf den ganz besonderen und beliebten nicht. Das lohnt sich sogar schon, wenn man nur 4 Wochen im Camper unterwegs ist und nur jede dritte oder vierte Nacht auf einem DOC-Platz steht.
Die haben nämlich normalerweise Toiletten in irgendeiner Form (Wasser oder Plumps, je nach Gegend), auch Handwaschbecken, aber kein Trinkwasser. Duschen sehr selten und wenn doch, dann nur kalt. Das ist für eine Nacht oder vielleicht mal zwei okay, aber dann will man sich ja doch mal wieder richtig waschen…
Bei uns war das nach dem Freedom-Camping in Wellington schon die zweite Nacht und leider war der Campwart nett, aber nicht besonders “hinterher” oder gar bemüht. Die Toiletten und Duschen (ja, es gab je eine kalte Dusche männlich/weiblich) sind nicht nur in die Jahre gekommen, sondern auch echt ungepflegt, Mülleimer auf dem Klo quellen über etc.
Nun ja. Man kann nicht alles haben. Dafür packte der einzige andere Gast gerade sein Zelt zusammen und wir stellten uns ganz allein auf eine große Wiese vor einen Hügel mit schönem Urwald. Später stand noch ein weiteres Campmobil da und ein paar Leute mit Auto und Zelt waren wohl irgendwo. Der Campingplatz an sich ist aber so groß, dass wir nur von einem Paar überhaupt irgendwas gehört und mitbekommen haben.
Zum riesigen Campingplatz passt auch ein wirklich riesiger Parkplatz, nein, mehrere Parkplätze für bestimmt 100 Autos, Picknick- und Grillbereiche… Da alles weitgehend leer war (ein paar Autos standen da, wahrscheinlich aber Leute, die eine mehrtägige Wanderung gemacht und in Hütten geschlafen haben), können wir uns das nur so erklären, dass die Wellingtoner in der Hochsaison vielleicht am Wochenende herkommen und Grillpartys feiern…?
Die Leere im Nirgendwo hat uns jedenfalls nicht gestört, wir sind auf den angeblich superbeliebten Orongorongo-Track gegangen (wir trafen kaum Menschen). Wieder schöner Wald (mit Nikaupalmen), ein gut gepflegter, breiter Weg teils am Fluss entlang und über ca. 18 Brücken führt ins Orongorongo-Tal und an den Zusammenfluss zweier Flüsse.
13,2 km und 180 Höhenmeter, eigentlich machbar, aber vor allem mir steckte der “kleine Stadtbummel” vom Vortag in den Knochen. Schnell waren wir also nicht und Marc musste mich etwas motivieren… Neuseeländische Giraffenhalskäfer haben wir gesehen, verrückte Tiere! Hier ist auch ein Kiwi-Gebiet, in dem sie (wieder) wild leben, aber die haben wir tagsüber natürlich nicht beobachten können.
Danach ließen wir es gut sein, erholten uns bei Muffin und Kaffee (damit hatte Marc mich die ganze Zeit “gelockt”) mit Blick auf Wiese und Hügel und kochten uns Ratatouille. Übrigens ist die ganze Gegend ab nächstem Wochenende gesperrt, weil per Flugzeug die “eingeschleppten” Koniferen (v.a. wohl Douglasien und Fichtgen) vergiftet werden.