Wombats, Wein und wildes Leben
// Adelaide, der Cleland Wildlife Park und das Barossa Valley
Woran denkt man beim Stichwort Australien als erstes? Klar, an Kängurus. Und wenn man sich ein klein wenig auskennt, dann vielleicht auch noch an andere Beuteltiere, an Koalas und Wombats etwa. Um nach unserem Adelaide-Aufenthalt erstmals diese australischen Tiere zu begutachten, sind wir ganz in der Nähe in einen Wildlife-Park gefahren, also eine Art Zoo mit größeren, teils zugänglichen Gehegen. Der Cleland Park wirbt damit, dass man dort sehr nah an die Tiere herankommt und unter anderem auch Koalas knuddeln darf! Mussten wir natürlich machen.
Zwei Stunden am Tag setzen sie also einen Koala auf einen Baumstamm, wobei der Koala von klein auf an Menschen gewöhnt ist, eine Pflegerin immer daneben steht, aufpasst, erklärt und den Koala mit Eukalyptusblättern füttert. Und Eukalyptus ist ein gutes Stichwort: so ein Koala riecht ganz intensiv nach Eukalyptus, also wie ein großes Hustenbonbon! Das graue Fell ist ganz weich und flauschig und unser Koala hat sich kein bisschen aus der Ruhe (bzw. aus dem Fressen) bringen lassen, wenn man ihn ein wenig am Rücken gestreichelt hat. Und der untere Rücken eines Koalas ist unter dem Flauschfell ganz hart, als hätte er eine Knochenplatte da, damit er sich besser in Astgabeln klemmen kann. Koalas scheinen also kuschlige, duftige, recht gelassene, ziemlich kurzsichtige und unter Umständen nicht besonders kluge Zeitgenossen zu sein, jedenfalls wirken sie so. Aber sehr putzig!
Die versprochenen Kängurus ließen dann auch nicht lange auf sich warten, man konnte zu ihnen (und den Emus) ins Gehege, sie füttern, von Nahem ansehen und eines ließ sich von mir sogar ein bisschen am Kopf kraulen. Bei den etwas scheueren Wallabies entdeckten wir dann sogar ein Junges, das der Mutter aus dem Beutel schaute bzw. andere Körperteile (Schwanz, Füße) aus dem Beutel hängen ließ. Und: man weiß ja, dass Kängurus hüpfen, wenn sie sich beeilen müssen, und das kann man sich auch vorstellen. Zuvor vorstellen konnte ich mir allerdings nicht, wie sie sich langsam fortbewegen, das machen sie nämlich auf allen „Fünfen“, wobei sie sich auf ihrem Schwanz wie auf einem weiteren Fuß abstützen, wenn sie die Hinterbeine heben. Komische Fortbewegungsart.
Nett waren auch die kleinen Beutelmäuse, die im ganzen Park herumsprangen. Und dann kamen meine Lieblinge, die dicken Wombats. Wombats sehen ja wirklich aus wie laufende Würste, irgendwie pummelig, zu kurze Beine, Stummelschwanz, kein Hals, sondern ein dicker Kopf, kleine Augen und Ohren, aber eine dicke Nase. Ich finde die schrecklich niedlich!
Ach ja, Adelaide, da hatte unsere Australienreise ja eigentlich begonnen. Adelaide, Australien, Anfang, Ausgangspunkt, alles mit A, kann kein Zufall sein. Von Sydney wären wir direkt nach der Neuseelandreise wahrscheinlich geschockt gewesen, denn schon bei Adelaide, angeblich der verschlafensten von Australiens größeren Städten, haben wir festgestellt, dass wir uns wieder in einer richtigen Stadt befinden! Über die neuseeländischen Städte wurde ja schon zur Genüge lamentiert. Adelaide dagegen ist eine echte Stadt mit ausreichenden und bunt gemischten Bewohnern, viel Verkehr, einigermaßen großer Innenstadt mit Hochhäusern etc. und schönen älteren Gebäuden, einer zentral gelegenen Uni, einem trägen Fluss, der sich an einigen Stellen quasi zu Seen ausweitet, angelegten Gärten, mehreren Museen, viel Durcheinander, Straßenmusik und Straßentheater, Einkaufspassagen, Märkten, verrückten Menschen…
Ach ja, von „verschlafen“ findet sich eigentlich keine Spur. Selbst definiert man sich allerdings als die „gelassenste“ Großstadt Australiens und wirklich ist Adelaide von Sydneys stellenweiser Hektik meilenweit entfernt, das heißt aber noch lange nicht verschlafen. Höhepunkt unseres Adelaide-Aufenthaltes war wahrscheinlich der Besuch der örtlichen Markthallen, des wahrscheinlich großartigsten Lebensmittelmarktes, den wir je gesehen haben. Hier reihen sich Stände mit poliertem Obst und Gemüse aneinander, es gibt Fisch, Fleisch (unter anderem auch hervorragende Würste, ein Einzelfall Down under!), Brot (nicht nur Toast) und andere Backwaren, Käse, Spezialitäten aus aller Herren Länder, ungarisch und griechisch und deutsch und italienisch und alles andere auch. Es gibt wahrscheinlich nichts Leckeres, was es in dieser lebendigen Markthalle nicht zu kaufen gibt!
Zweiter Höhepunkt war das South Australian Museum, der Eintritt ist erstaunlicherweise mal wieder frei. Hier lernt man wirklich eine ganze Menge über die einheimische Flora und Fauna und auch über die Aborigines, ihre Lebensweise, Vorstellungen, Kunst, Mythen etc. Der Besuch lohnt sich!
Nach Adelaide und dem oben beschriebenen Wildlife-Erlebnis fuhren wir dann ins Barossa-Valley. Dabei handelt es sich um eines der wichtigsten Weinanbaugebiete Australiens und eingeführt wurde der Wein zuerst von deutschen Siedlern. Vor allem Lutheraner aus Preußen und Schlesien waren ab den 1840er Jahren nach Australien und ins Barossa-Valley ausgewandert und bauten hier ihre lutheranischen Kirchen. Es gibt hier – im Gegensatz zum sonstigen Australien – gutes Brot und gute Wurst und das “Oompah-Festival” mit Blasmusik. Der Ort Marananga hieß ursprünglich “Gnadenfrei”, der Ort Tanunda “Langmeil”, umbenannt wurden die Orte erst im ersten Weltkrieg, als man auf deutsche Ortsnamen nicht mehr so gut zu sprechen war.
In Tanunda steht die “Langmeil Church” von 1888, daneben liegt der Friedhof der deutschen Siedler. Und ganz hinten auf dem Friedhof steht der Grabstein von Ferdinand und Gertrude Presser. Einigermaßen verwunderlich, wenn man am anderen Ende der Welt auf entfernte Verwandte stößt! Ansonsten haben wir uns ein Stück des von Weinbergen bedeckten Tales von oben angesehen (Manglers Hill Lookout) und einige der Weinkeller von außen. Dabei ist die Yalumba-Winery in Angaston besonders prächtig, Zeugnis vom Reichtum der Winzer legt aber auch das Mausoleum in Seppeltsfield (!) ab, das einem griechischen Tempel gleicht. Wir hatten jedenfalls vom Wein noch nicht genug und fuhren durchs Clare-Valley, ein weiteres Anbaugebiet, um danach unsere Tour ins gefährliche Outback zu starten…
Ich finde Wombats auch ganz schrecklich niedlich. Und weiß ebenfalls nicht genau warum eigentlich.