Ankommen und Autofahren in Neuseeland: Was ist anders am anderen Ende der Welt?
// Nette Menschen, wilde Straßen & der Neuseeland-Moment
Neuseeland ist anders! Wäre ja auch nochmal schöner, wenn es hier auf den beiden Inseln weit draußen im Pazifik so zuginge wie im Allgäu oder in Wuppertal. Es ist – so viel lässt sich zweifelsfrei sagen – deutlich grüner als in Wuppertal und die Menschen sprechen hier deutlich besser Englisch als im Allgäu. Und auch sonst gibt es jede Menge großer und kleiner Unterschiede hier am anderen Ende der Welt.
Sieht man einmal von ebenfalls exotischen Aufenthaltsorten wie der Internationalen Raumstation ISS ab, so ist man oder frau nirgendwo sonst so weit von Europa entfernt wie in Neuseeland. Mehr als 18.000 Kilometer sind es von Deutschland aus. Luftlinie! Und buddelte sich ein spanischer Maulwurf in Madrid konsequent durch den Globus, so schaufelte er sich in der Nähe von Neuseelands Hauptstadt Wellington wieder aus fruchtbarem neuseeländischem Boden. Und er würde vermutlich recht schnell merken, dass die Welt hier etwas anders tickt.
Viel grün, wenig grau
Der Flugreisende merkt das auch. Und das schon bevor er überhaupt neuseeländischen Boden betreten hat. Schon beim Landeanflug fällt auf, dass es hier von manchen Sachen viel, von anderen wenig gibt. Rar sind Straßen und Städte und all die sichtbare menschengemachte Infrastruktur aus Stein und Beton. Dafür gibt es grüne Hügel, Dschungel, Wildnis und Berge im Überfluss. Und hunderte Kilometer menschenleerer Küste.
Das klingt zunächst banal, aber dass Neuseeland anders ist, wird doch schnell spürbar, wenn man sich erstmal ein paar Kilometer aus den Städten rausbewegt. In unserem Fall war ja Christchurch der Ausgangspunkt für unsere Neuseelandreise. Und als wir einen Tag nach der Landung unser Mietauto abgeholt, den ersten Großeinkauf und die ersten paar Kilometer auf der Landstraße hinter uns gebracht haben, spätestens da gab es den Neuseeland-Aha-Moment. Worin der besteht? Schwer zu sagen, denn es ist vermutlich das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Und es ist dann eben der typische Neuseeland-Mix, der klar macht: weiter weg von Wuppertal geht nicht.
Und das betrifft sowohl die Menschen, als auch die Natur oder auch den Straßenverkehr (da fallen Andersartigkeiten natürlich frühzeitig auf, wenn man sich fast täglich mit dem Auto oder Camper fortbewegt). Aber zunächst heißt es ja: Landen und ankommen! Die Beamtin im Flughafen, die den Reisepass und das Visum checkt, nimmt sich nicht nur Zeit um nachzufragen, wie lange wir denn in Neuseeland umherreisen werden, sondern informiert uns auch noch gleich über die aktuelle Wetterprognose für die Region, die wir als erstes ansteuern. Und sie gibt uns noch den netten Ratschlag mit auf den Weg auf überflutete Straßen zu achten. Nett! :-)
Autofahren in Neuseeland
Und überhaupt die Straßen: Neuseelands Straßennetz ist wild und voller Leerstellen. Es gilt die Devise: Du kommst fast überall hin, die Frage ist nur – wie? Außerhalb der handvoll städtischer Ballungsräume gibt es (fast) ausschließlich einspurige Provinzstraßen und davon sind (zumal hier auf der Südinsel) jede Menge nicht befestigt, geteert oder sonstwie nach europäischen Standards präpariert.
Es sind halt Schotterpisten, mal in besserem, mal in schlechterem Zustand. „Unsealed roads“ oder „gravel roads“ heißen die hier und in der ersten Woche, die wir in Neuseeland unterwegs waren, sind wir geschätzt 30% solche Schotterstraßen gefahren. (Zugegeben, das lag auch daran, dass wir schnurstracks die Ostküste runter gefahren sind und dort den Südzipfel – die „Catlins“ – besucht haben. In anderen Regionen ist der Anteil der „gravel roads“ sicher etwas geringer.)
Linksverkehr und One-Lane-Bridges
Dass der Linksverkehr hier natürlich obligatorisch ist und wenigstens an den ersten paar Tagen zum spezifischen Neuseeland-Gefühl beiträgt, habe ich fast vergessen zu erwähnen. Ebenso erwähnenswert, besonders und sympathisch sind freilich auch die Unmengen an „One-lane-bridges“. Also Brücken (über schmale Bäche genauso wie über stattliche Flüsse), die nur einspurig befahrbar sind. Eigentlich ja logisch: weshalb bei so wenig Verkehr überflüssigerweise breite Brücken bauen? Da sind die Neuseeländer pragmatisch und reduzieren die Fahrbahn auf eine Spur. Und es funktioniert: es kommt ausgesprochen selten vor, dass zeitgleich am anderen Ende der Brücke ein entgegenkommendes Fahrzeug wartet. Und es geht auch fast ohne Ampeln. Zumindest außerhalb der ganz großen Städte und selbst dort sind Kreisverkehre die Regel, Ampeln die Ausnahme. Zwischenzeitlich sind wir zwei Wochen hier auf der Südinsel unterwegs und ich habe vielleicht zwei oder drei Ampeln gesehen.
Etwas anderes ist dagegen am Straßenrand absolut augenfällig: nämlich Briefkästen. Während in Deutschland der Briefträger die Post ja meist in einen am Haus angebrachten Briefkasten wirft, sieht das in Neuseeland anders aus. Die Briefkästen säumen die Straße. Häufig in Gruppen, wenn etwa von der Hauptstraße eine „gravel road“ zu mehreren Häusern oder Farmen abzweigt. Die Briefkästen sind hübsch vorne an der Hauptstraße aufgereiht. Ein kleines Detail im großen Neuseeland-Bild.
Einige weitere Dinge, die Neuseeland besonders machen, verraten wir in einem späteren Beitrag.
Wie dreckig so ein Mietauto werden kann, wenn es gut 3 Wochen lang kreuz und quer über die Straßen von Neuseelands Südinsel gefahren ist, kann übrigens hier besichtigt werden: