Kidnapper, Tölpel & Art deco
// Napier und die Tölpelkolonie von Cape Kidnappers
Eigentlich könnte man sich nach einer Wanderung wie unserer über den Vulkan Tongariro ja ausruhen. Taten wir aber nicht, war ja klar… Noch am Abend nach der Wanderung (25.1.) fuhren wir nach Napier, wo wir in der sehr netten Jugendherberge (mit Meerblick!) unterkamen. Da haben wir noch schnell gekocht und im hübschen Innenhof gegessen, das war es aber auch.
Erst am nächsten Tag (26.) sind wir durch die Stadt Napier gegangen und haben uns die berühmten Art-deco-Fassaden angesehen. 1931 stürzte die halbe Stadt bei einem Erdbeben zusammen und man entschloss sich, vieles im Stil des Art deco aufzubauen.
Beeindruckender als die ganz ansehnlichen (für jugendstilverwöhnte Europäer aber dann doch nicht sooo besonders bemerkenswerten) Fassaden ist die Lebendigkeit der Stadt. Viele Cafés mit Tischchen und Stühlen draußen, eine lebhafte Fußgängerzone mit Straßenmusikanten, eine Promenade am Meer, alles was ein Küstenort braucht. Und das Art deco führt immerhin dazu, dass die Stadt deutlich weniger hässlich ist und weniger dem neuseeländischen Einheitsbrei kleinerer Städte entspricht.
Faszinierende Tölpelei
Nach einem kurzen Mittagsschlaf (ja, doch, wir waren noch müde vom Tongariro-Crossing) und dem Abchecken der Ebbe-Zeiten brachen wir am Nachmittag Richtung Cape Kidnappers auf. Zwei Stunden am Strand entlang (8 km), der eben nur bei Ebbe zu bewandern ist, und schon waren wir am Cape und damit bei den Basstölpelkolonien. Am Cape Kidnappers nisten 6.000-8.000 Basstölpel-Paare, Vögel mit bis zu 2 m Spannweite und 2 kg Körpergewicht, weiß mit schwarzen Flügelspitzen und einer gelben Haube, die sich mit bis über 100 km/h ins Meer stürzen, um sich dort Fische zu fangen. Und sie werden manchmal bis zu 40 Jahre alt!
Jedenfalls brüten diese Tölpel normalerweise an unzugänglichen Stellen und das Cape ist ja beinahe eine. Gebrütet wird von November bis Februar, wir waren also zur besten Zeit da, um die weißen, flauschigen Küken anzusehen. Und wirklich läuft man erst mal unten an den Klippen an zwei kleineren Kolonien direkt vorbei, kann dann aber noch einen Hügel besteigen, wo man direkt an eine Kolonie der gar nicht scheuen Tiere herantreten kann! Beeindruckend die dauernden Starts und Landungen, das Füttern der Kleinen, das Hälse-aneinander-Reiben der (meist monogamen) Eltern, das dauernde laute Geschnatter und der Gestank!
Traurig war ich dann allerdings, als ich sah, wie viele der süßen Küken tot waren, das war beinahe ein Drittel… Aber so ist das in der Natur wohl. Nach 15 Wochen sind die Tölpelchen dann schon ausgewachsen und fliegen nach Australien, nach 2-3 Jahren kehren sie allerdings zurück, um in Neuseeland wiederum zu brüten. Zurück mussten auch wir, also wieder zwei Stunden am Strand entlang, was dann doch ziemlich anstrengend wurde mit dem Tongariro-Crossing in den Beinen. Entschädigt hat uns aber die schöne Abendstimmung am Strand und die Aussicht auf Essen und Bett in der YHA.