Gezwitscher im Tararua Forest Park // Neuseeland Tag 45
Heute sind wir weniger als eine halbe Stunde Auto gefahren. Erster Stopp war eine Bäckerei in Carterton, wo wir uns ein Croissant und ein Sauerteigvollkornbrot holten. Das Croissant war lecker und deutlich näher an französischen dran als das, was wir vor ein paar Tagen hatten. Das Brot ist gut und ja, Sauerteig. Aber halt auch Fluff. Hat mit meinen eigenen Sauerteigbroten schon 0,0 zu tun. Frage mich wirklich, wie die das hinbekommen, dass das Brot am Ende nichts wiegt… Aber trotzdem: gut!
Zweiter Stopp war nach 10 Minuten das Fensham Reserve oder Sanctuary. Der 1943 verstorbene John Fensham hat nämlich 50 Hektar Land gestiftet, unter der Bedingung, dass es zum Wohl von Bäumen und Vögeln unter Schutz gestellt wird. Es gibt ein Stück regenerierenden, nachwachsenden Wald, ein Stück Feuchtgebiet und urspünglichen Urwald (9 Hektar). 18 Hektar werden als Weideland genutzt, um das Schutzgebiet zu finanzieren.
Im Primärwald gibt es einen wilden Mix aus alten, hohen Rimus, Totaras, Matais, Neuseeland-Buchen, Kahikateas, jeder Menge Schling- und Kletterpflanzen und natürlich mittelhohen Bäumen und Sträuchern, Farnen etc. Einige Bäume und Sträucher sind mit Schildern bezeichnet. Und man hört tatsächlich viele Vögel!
Es ist ein schmaler 2-3 km langer Rundweg angelegt, der offensichtlich viel (uns begegneten immerhin 6-8 Leute) von Einheimischen genutzt und u.a. auch von Freiwilligen gepflegt wird (an einer Stelle wurde man gebeten, Eimer mit Schotter von A nach B zu tragen, war aber alles schon erledigt). Wir waren hochzufrieden mit diesem Abstecher!
Tagesziel war dann der Holdsworth-Campground am Fuße der Tararua Ranges, die von Wellington aus nach Norden verlaufen. Dieser DOC-Campingplatz hat erst gar keine Duschen, also können die auch nicht ungepflegt sein. Aber die Toiletten sind hier super, sie werden auch von Tagesausflüglern genutzt und offensichtlich regelmäßig geputzt.
Wir standen wieder ganz allein auf einer der verschiedenen Wiesen des großen Campingplatzes, in Hörweite auch hier nur ein anderes Paar, das wir aber von unserem Camper aus gar nicht gesehen haben. Das Wetter war wunderbar und nach dem Mittagessen zogen wir auf unsere mittelgroße Wanderung los. Auf dem Gentle Annie Track erreichten wir mit einem Umweg über eine kleine Ebene den Rocky Lookout auf 600 m (insgesamt waren es gut 8 km hin und zurück). Es waren viele Neuseeländer mit vielen wohlerzogenen, leinenlosen, netten Hunden unterwegs, das haben wir so sonst noch nie erlebt in Neuseeland.
In Kiwi-Schutzgebieten sind Hunde natürlich verboten, hier nicht. Dafür gibt es beim Mount Holdsworth sehr viele neuseeländische Waldtauben (ein Pärchen haben wir kuscheln sehen) und außerdem zwei Papageienarten, u.a. den großen Kaka, einen Waldpapagei. Im Gegensatz zum grünlichen Kea sind Kakas rötlich-braun und wir haben 2-3 schreien hören und auch über den Wald fliegen sehen, als wir oben am Aussichtspunkt waren. Und ich habe eine Ruru-Feder gefunden, Rurus sind neuseeländische Eulen bzw. Kuckuckskauze. Tuis, Bellbirds, Fächerschwänze und andere sind hier natürlich auch unterwegs.
Die Wanderung war anstrengend, aber schön und lohnend. Außer Vögeln gibt es hier auch tolle Bäume (nichts Neues, ja, aber trotzdem!) und jede Menge schöne verschiedene Farne (den Nierenfarn haben wir schon öfter gesehen, hier aber zum ersten Mal als solchen identifiziert, er faltet sich bei Trockenheit zusammen; außerdem Kronenfarne und Hundszungenfarne, die auch AUF Bäumen wachsen). Blühende und duftende Manukas und Zikadenzirpen gibt es gratis und Letzteres ohrenbetäubend dazu. Die Aussicht am Ende war toll und außerdem hatten wir da Handyempfang. :-) Unten auf dem Campingplatz war nämlich gar, gar nix. Aber das ist ja auch mal ganz entspannend.
So haben wir den Spätnachmittag und Abend auf “unserer” Wiese verbracht (ein Campwart war auch weit uns breit nicht zu sehen) und haben die über uns fliegenden Vögel beobachtet. Marc hat heute endlich sein Pils trinken können, da er seit ein paar Tagen keine Schmerzmittel mehr nimmt. Das heißt jetzt nicht, dass die Schmerzen weg sind. Aber ohne sind sie auch nicht (deutlich) schlimmer als mit…