In Nebelwolken auf dem Taranaki // Neuseeland Tag 34
Ein wunderschöner Berg, dieser mächtige, fast ebenmäßig kegelförmige Vulkan Taranaki im Westen der Nordinsel Neuseelands. Und schön ist auch die Maori-Legende über ihn: er habe früher in der Mitte der Nordinsel gestanden, zusammen mit den anderen Vulkanen Tongariro und Ruapehu. Dann habe er sich in eine Vulkan-Dame verliebt und sich mit Tongariro um sie gestritten. Taranaki zog den Kürzeren und musste deshalb in die Verbannung in den Westen… Armer, schöner, verliebter Berg! Auch sonst ist er nett, 1755 ist er zuletzt ausgebrochen, seitdem gibt er Ruhe. Einziger Nachteil ist, dass sich der Taranaki sehr gern in Wolken hüllt, besonders seine Spitze ist nur selten zu sehen.
Während wir uns vor sieben Jahren dem Berg von Norden aus genähert haben und dort ein bisschen umhergewandert sind, kamen wir diesmal von Osten an und fuhren zum DOC-Zentrum an den Dawson Falls. An diesem schönen Tag, bevor es jetzt ein paar Tage Regen geben soll, hatten wir uns nämlich wieder eine größere Wanderung (1060 Höhenmeter, ca. 6 Stunden) vorgenommen. Ziel war „Fanthams Peak“, eine Art Nebengipfel des Taranaki. Aus der Ferne stört er die Silhouette des Vulkans natürlich ein bisschen, um zu wandern und den Gipfel des Taranaki mal aus der Nähe zu sehen, ist er dagegen ideal.
Also stapften wir los, anfangs noch überrascht über den guten Weg mit vielen Befestigungen und Stufen. Die knorzigen, verdrehten, bemoosten Bäume, Hexenhaar und Farne ergeben mal wieder einen wunderschönen Märchenwald. Ein Stück höher beginnen dann die Tussockgras-Büschel, der Weg geht über steilere Treppen hinauf, aber alles machbar. Erst das oberste Drittel wird richtig anstrengend, denn hier gibt es keinen Weg mehr, sondern nur noch Pfosten zur Orientierung. Seinen Weg durch die zerbröselte Vulkanschlacke muss man sich hier selbst bahnen und das ist oft mehr als mühsam: ein Schritt hoch, einen halben rutscht man quasi auf dem Vulkangeröll zurück. An den richtig steilen Stellen nimmt man gern die Hände zu Hilfe oder landet auf der Nase. Nach jedem fünften großen Schritt muss man Pause machen, um Frustration auszuatmen und Luft zu schnappen.
Wir haben uns allerdings sehr tapfer hinaufgekämpft, mühsam Schritt für Schritt. Leider zog es auf dem oberen Drittel des Weges immer mehr zu und als wir endlich den Gipfel (auf 1966 m) erreichten, erwartete uns ein ähnliches Bild wie auf dem Mount Stokes: Die Wolke hüllte den Gipfel fast komplett ein und man sah fast nichts! In der Hütte abwarten half auch nicht viel, trotz ausgedehnter Brotzeit zeigte sich der Gipfel des Taranaki nur selten und schließlich standen wir komplett in der Nebelsuppe und es war schweinekalt.
Die Wolke spürten wir dann beim Abstieg, als wir den Hang hinunter rutschten und rollten und quasi geduscht wurden, so viel Feuchtigkeit blieb in unseren Haaren hängen! Gelohnt hat sich diese Wanderung dennoch, denn einerseits können wir stolz auf uns sein, andererseits hatten wir immer wieder tolle Ausblicke auf die Ebene, das Meer und Lake Taupo zu Füßen des Taranaki und drittens quatschten wir immer wieder, sehr ausführlich und interessant mit zwei 20-jährigen Deutschen (Gina und Ben).
Ziemlich kaputt kamen wir erst nach acht auf einem Campingplatz in Stratford an, wo uns immerhin eine heiße Dusche erwartete. Nach dem fälligen Wäschewaschen fielen wir aber quasi ins Bett.
Das Zeitraffervideo vom Gipfel zeigt, wie die allermeiste Zeit leider dichte, dichte Wolken den Taranaki vernebelten: