Schafe, Robben und Elben // Neuseeland Tag 44

 In Neuseeland, Tagebuch

Morgens war es zwar wiedermal wolkig und nieselte ein bisschen (das ist recht häufig so), aber uns lockte das Meer! Wir fuhren Richtung Turakirae Head und stellten fest, dass auch dieses Ziel eher in den Bereich “Geheimtipp” fällt, denn außer uns waren keinerlei Touristen da, sondern nur 2-3 Autos von Einheimischen, die ganz offensichtlich angeln waren.

Etwas ungeplant (wir dachten, dass die Landspitze schneller zu erreichen sei), wanderten wir gut 3 km vorbei an der Orongorongo-Station, anscheinend eine der ersten Farmen in Neuseeland. Wir sahen entspannte Schafe hinterm Zaun (ausnahmsweise flohen sie nicht gleich vor uns), aber auch einige ausgebrochene auf der “anderen” Seite des Zauns, nämlich direkt auf dem Wanderweg oder am Meer.

Die ganze Gegend ist schon spannend, viele Flachse und Felsbrocken unterschiedlicher Größe, am Meer, aber auch ein Stück bis ins Land verteilt. Endlich erreichten wir dann Turakirae Head, wo es eine größere Pelzrobbenkolonie in einem “Scientific Reserve” geben sollte (für die sich aber offensichtlich kaum ein Tourist interessiert, weil sie so schlecht zu erreichen ist).

Wir suchten Trampelpfade nach vorn Richtung Meer und kletterten schließlich auf und zwischen den Felsen herum auf der Suche nach den neuseeländischen Robben. Erst sahen wir nur ein paar auf den Felsen direkt IM Meer liegen, dann stolperten wir quasi fast über eine! Die sind auch wirklich gut getarnt!

Also um ehrlich zu sein, war das übertrieben, und wir hielten natürlich immer gebührenden Abstand von dem Tier. Es war aber sehr entspannt, legte sich nur ab und zu gemütlicher hin, behielt uns zwar im Auge, wirkte aber nicht ängstlich, gähnte mal und hob dann wieder eine Flosse.

In einer Felshöhle sahen wir dann auch kurz ein Junges, das erst neugierig auf uns zusteuerte, dann aber doch Angst vor der eigenen Courage bekam und sich wieder versteckte. An zwei, drei weitere Pelzrobben kamen wir noch wirklich nah heran, andere beobachteten wir aus der Ferne. Tatsache: hier sind wirklich viele und anscheinend sind es im Winter noch mehr.

Paua-Muschelschalen fand ich auch ein paar, außerdem sahen wir an den Felsen viele Muscheln und auch einige rote Waratah Seeanemonen, die in der Makro-Aufnahme eigentlich ganz schön widerlich aussehen. Aber das ist ihnen vermutlich nur recht. :-)

Glücklich ging es zurück über den steinigen und dadurch anstrengenden Weg, wieder 3 km, dann war es Zeit für die Brotzeit. Anschließend fuhren wir in den Kaitoke Regional Park, der mal wieder eine positive Überraschung darstellte. Denn hier ist einerseits ein Drehort für “Herr der Ringe”, nämlich Rivendell bzw. Bruchtal (wobei natürlich viel computergeneriert ist), andererseits schöner alter Wald.

Tatsächlich stehen hier am Drehort schöne Bäume (neuseeländische Buchen), die auch im Film zu sehen sind, es herrscht eine irgendwie friedliche Atmosphäre, gibt einige Erklärtafeln und einen Rivendell-Torbogen, der allerdings nicht zur Originalkulisse gehört, sondern als “Andenken” später gebaut wurde und nur etwas halb so groß ist wie der im Film (Frodo fragt hier Gandalf, ob Mordor eigentlich links oder rechts sei). Schön und stimmungsvoll!

Dann machten wir dort noch eine kleine Spazierrunde, erst über eine Hängebrücke, dann eine beschilderte Runde an sehr, sehr alten und 50 m hohen Bäumen vorbei (v.a. Kahikateas), mit vielen Aufsetzer- und Schlingpflanzen und großem, ausladendem Wurzelwerk.

Außerdem konnte man schön sehen, wie die Ratas sich an Rimus oder Totaras hochranken und die Wirtsbäume dann irgendwann absterben. Sie heißen auch Würgeratas, aber sie sind wohl nicht bösartig, sondern nutzen vor allem Bäume, die sowieso schon alt und angeschlagen sind. Irgendwann stehen dann nur noch die Ratabäume mit einer Art löchrigem Flechtmuster da. Das sieht auch etwas elbisch, jedenfalls recht elegant aus.

Schließlich ging es noch über einen kurvigen Pass über die Rimutaka Range ins flache Hinterland. Ziel war ein kommerzieller Campingplatz mit heißen Duschen in Carterton. Wir genossen alles: den freundlichen Campingplatzbesitzer mit Hund und Schildkröte, die sauberen, gepflegten Duschen und Waschräume mit 24 h Radiomusik, 1A Waschmaschine und Trockner und Küchenräume.

Beim Kochen sprach uns dann ein älterer Herr an, eigentlich Deutscher (Berlin, Bremerhaven), aber seit 28 Jahren in London lebend, ursprünglich Kaufmann, abgebrochener Handelslehrer, dann LKW-Fahrer in England. Es wurde ein längeres Gespräch und unser Abendessen sehr spät. Aber wir haben auch tatsächlich lang nicht mehr Deutsch gesprochen (außer miteinander, versteht sich). Mal was anderes.

 

Tagebuchprotokoll vom 11. Februar 2025
Gelaufene Distanz: 8 Km | 100 Höhenmeter
Gefahrene Distanz: 119 Km
Unterkunft: Carterton, Holiday Park
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Kahikatea