Von den Flugkünstlern zu den Kiwi Birds // Neuseeland Tag 50

 In Neuseeland, Tagebuch

Wir haben Kiwis gesehen, zwei Stück! Und ich spreche von den flugunfähigen Vögeln, nicht von Neuseeländern oder Obst. Wir haben zwei Kiwis gesehen, nicht hinter Glas, hinter Gittern, sondern in der Nacht in der Wildnis, im Wald, wo sie hingehören. Es ist unglaublich und toll, unglaublich toll.

Gestartet sind wir ganz anders, nämlich nochmal bei der Tölpelkolonie oberhalb des Muriwai Beach. Es ist schon sehr faszinierend, diesen Flugkünstlern zuzusehen. Wobei wir die Erfahrung gemacht haben, dass der Nachmittag bzw. frühe Abend der bessere Zeitpunkt zur Beobachtung ist. Da waren deutlich mehr Vögel anwesend, kamen von Flugrunden zurück, begrüßten sich und fütterten den Nachwuchs. Am Vormittag war die Kolonie halb leer, viele Elterntiere wahrscheinlich auf Futtersuche, nur die Jungvögel im Nest. Machte uns aber nichts, es gab dennoch genug zu sehen.

Danach fuhren wir eine recht weite Strecke, westlich an Auckland vorbei und die Westküste weiter hoch Richtung Northland. Ziel war der Trounson Kauri Forest Park, wo es eine 40-minütige Rundwanderung durchs Schutzgebiet, aber auch einen Campingplatz gibt. Ein bisschen saßen wir noch in der Sonne, dann machten wir uns auf die erste Runde durch den Kauri-Wald. Die Wanderung ist sehr hübsch, ganz oft über Boardwalks und mit sehr vielen Kauris in unterschiedlichen Größen. Der größte Baumriese ist wahrscheinlich ca. 1200 Jahre alt und beeindruckend dick. Am Weg gibt es auch ein paar interessante Infotafeln zu den Tieren.

Nach der Dusche (dieser DOC-Campingplatz ist etwas teurer, hat aber ausnahmsweise warme Duschen) und dem Abendessen warteten wir noch ein Weilchen ab. Und dann begaben wir uns auf die zweite Runde, die Nachtwanderung. Wir starteten etwa um halb elf, mit einer Rotlicht-Lampe bewaffnet und tappten angestrengt lauschend durch den Wald. Manchmal hörte man Kiwi-Rufe, aber nur aus der Entfernung, viel lauter schrien die Rinder. Immer wieder blieben wir stehen und beleuchteten die Umgebung. Nichts. Froh waren wir allerdings, dass wir den Weg schon einmal gegangen waren und etwas kannten.

Auf diese Art und Weise und mit nur einer Lampe dauerte der Weg natürlich viel länger. Um zwölf waren wir fast wieder am Campground und schon ziemlich entmutigt. Außer ein paar vereinzelten Glühwürmchen hatten wir kein Tier gesehen. Sollte halt nicht sein, man braucht schon Glück, um so einen kleinen und seltenen Kiwi zu erspähen. Doch ganz am Schluss hörten wir doch noch ein Rascheln im Gebüsch und sahen unseren ersten Kiwi! Wir waren schrecklich aufgeregt, der Kiwi glücklicherweise nicht. Er stakste ganz unbeeindruckt von unseren leisen Schritten und Geflüster und auch von der Rotlichtlampe weiter durchs Laub und stocherte mit seinem Schnabel nach Futter.

Er schrie überhaupt nicht, aber man hört die Schritte und das Rascheln im Laub eigentlich ganz gut, wenn man weiß, dass man darauf achten muss. Wir hatten da ein ziemlich großes Exemplar des braunen Kiwis vor uns mit ganz schön langem Schnabel (also wahrscheinlich ein Weibchen). Und wir konnten es eine ganze Weile beim Hin- und Hergehen beobachten, manchmal fast nur durch den hellen Schnabel und den glänzenden Ring am Bein zu erkennen. Irgendwann verschwand unser erster Kiwi im Gebüsch.

Wir schlichen schon total beglückt weiter, da raschelte es wieder und wir sahen unseren zweiten Kiwi direkt am Weg. Der war etwas kleiner (also ein Männchen oder ein junger Vogel) und kam sogar noch näher an uns heran, lief direkt vor uns auf den Weg und stocherte dann an einem Rohr herum. Dann krabbelte er ins Rohr hinein und wir warteten gespannt, bis er wieder herauskam. Leider drehte er um und kam am weiter entfernten Ende raus, dann lief er noch etwas vor uns entlang des Weges „davon“, bis auch er schließlich im Gestrüpp verschwand. Zwei Kiwis also zwischen Mitternacht und halb eins. Damit war es auch gut und wir kehrten auf den Campingplatz zurück und machten unser Bett. Sehr aufregend, kann ich euch sagen! Wir konnten selbst kaum glauben, dass das so gut geklappt hatte und wir bei unserem ersten Versuch so erfolgreich waren.

Im schwachen Licht unserer roten Stirnlampe waren leider keine Fotos möglich, aber immerhin konnten wir einen der tapsenden Kiwis im Video dokumentieren:

 

Tagebuchprotokoll vom 24. Februar 2018
Gefahrene Distanz: 221 Km
Wanderungen: 4,5 Km
Unterkunft: Trounson Kauri Park Campground
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