Wo sind all die Gletscher hin? // Neuseeland Tag 9
Der Tag startete wieder mit dem hervorragenden Frühstück, das unsere Gastgeberin Michelle uns hier in Omarama zur Verfügung stelt: Eier von den eigenen Hühnern, Honig von den eigenen Bienen, dazu Obst, Toast, Marmelade, Müsli, Milch, Kaffee und Tee. Sehr lecker!
Der Morgen wurde uns außerdem mit einer guten Nachricht versüßt: Marc hat morgen einen Termin beim Physiotherapeuten bekommen! In Deutschland unvorstellbar: Gestern, Montag Abend nach Schließung der Praxis, hat Marc eine Mail geschrieben und nach einem Termin für Mittwoch oder Donnerstag gefragt. Und heute früh kommt die Antwort: jawoll, klappt gleich am Mittwoch.
Ohne 6 Wochen Wartezeit oder sonstwas. Physiotherapeuten sind in Neuseeland, einer Nation von Sport- und Outdoorverrückten, sehr hoch angesehen. Sie dürfen hier auch etwas “mehr”, etwa Medikamente verschreiben. Den Termin hat Marc in einer Gemeinschaftspraxis, deren “Chef” jahrelang die “All Blacks” betreut hat. Kann also fast nur gut sein. Und vor lauter Begeisterung ging es Marc heute auch relativ okay, er hatte auch einigermaßen geschlafen. Nur das Sitzen klappt sehr, sehr schlecht, leider auch beim Essen und Autofahren.
Also musste ich wieder ran, langsam bekomme ich richtig Routine, meistere jede einspurige Brücke, die da kommt, und benutze auch zu 80% den Blinker, wenn ich blinken will, und nicht den Scheibenwischer. :-)
Eine gute Stunde fährt man von hier zum Ausgangspunkt der meisten Wanderungen im Aoraki/Mt. Cook Nationalpark. Heute starteten wir mit dem Kea Point Walk, der uns zu einem Aussichtspunkt über den Mueller Lake und den darüber liegenden Mt. Sefton mit dem Huddleston Gletscher führte.
Natürlich hatten wir auch wieder Aussicht auf den Mt. Cook, der heute erstaunlicherweise in der ersten Tageshälfte völlig wolkenfrei dalag. Wir hatten aber auch wirklich blendendes Wetter, 29 Grad und Sonne.
Danach ging es ein kurzes Stück mit dem Auto ins Tal des Tasman-Gletschers. Verschiedene kurze Wanderungen führen an die Spitze des Sees, an dem der Fluss entspringt und noch ein paar Eisschollen herumdümpeln, zu einem Aussichtspunkt auf den Gletscher und zu den “Blue Lakes”. Früher waren die jedenfalls blau, weil sie vom Gletscher gespeist wurden. Jetzt sind es grüne Pfützen, die mit Regenwasser gefüllt sind. Das liegt natürlich daran, dass der Tasman-Gletscher (wie alle anderen Gletscher Neuseelands auch) in den letzten 30-50 Jahren in rasender Geschwindigkeit abschmilzt.
Fotos vom Gletscher in den 90er-Jahren und Infotafeln mit Grafiken machen einen wirklich sehr traurig. Wo sind all die Gletscher hin? Bald wird nichts mehr übrig sein von diesen Gletschern, die deutlich näher am Äquator liegen als die Gletscher Europas. Wer Beweise für den Klimawandel sucht, braucht nur hierher zu kommen… :-(
Auf dem Rückweg waren wir im erstaunlich gut sortierten kleinen Supermarkt in Twizel einkaufen und holten uns wieder Fisch von der Gletscherwasser-Lachsfarm, diesmal Filets. Dazu Couscous, eine Art Krautsalat, den es hier in vielen Variationen gibt, und ein Glas neuseeländischer Sauvignon blanc, wunderbar!
Für unsere Verhältnisse waren wir sehr früh wieder in der Unterkunft, bekamen noch Tipps von Michelle für die Weiterfahrt und machten noch ein bisschen Reiseplanung usw. Da störte es auch gar nicht, dass gegen halb acht Regen einsetzte. Dass es in den nächsten Tagen allerdings wieder nur 15 Grad haben soll, nun ja. Interessanter Sommer dieses Jahr.
Übrigens, auf Arte sehe ich derzeit einige Beiträge über Neuseeland (und Australien). Eine schöne Ergänzung zu eurem Bericht. Die Teams haben durch Flug- und Filmaufnahmen sowie Kontakte und wohl mehr Zeit natürlich mehr Möglichkeiten als ihr. Die Filme gibt es sicher noch eine Weile in der Mediathek, eine gute Vorbereitung für eure nächste Reise. Einiges habe ich auch bei euch gesehen.
Die Beiträge über Neuseeland 🇳🇿 und Australien 🇦🇺 haben wir auch gesehen.
Eine andere Perspektive – von oben.